Zum Beitrag im ORF: https://tvthek.orf.at/profile/ZIB-Nacht/13890328/ZIB-Nacht/14115966
und ORF1: https://oe1.orf.at/player/20211228/663557/1640675273000

Die anhaltende Ausnahmesituation durch CoViD 19 führt in der Bevölkerung zur Verunsicherung und belastet insbesondere unsere Kinder und Jugendlichen. Stabilität, Sicherheit und Verlässlichkeit sind Grundpfeiler der kindlichen Entwicklung und sind unabdingbar für die gesunde Entfaltung eines jungen Menschen.

Das Gesundheitsziel 6 „Gesundes Aufwachsen für Kinder und Jugendliche bestmöglich gestalten“ kann derzeit nicht gewährleistet werden. (https://gesundheitsziele-oesterreich.at/10-ziele/)

Versorgungsnot und Triage bei der psychologischen und psychiatrischen Behandlung von Kinder- und Jugendlichen sind bereits seit langem Alltag. 

Die psychische und physische Entwicklung unserer Kinder und Jugendlichen ist massiv gefährdet – es braucht jetzt dringend Maßnahmen und sichere Strategien für diese junge Generation – unsere Zukunft!

Die Expert*Innen aus der Medizin für Kinder und Jugendliche, Psychologie, Psychotherapie, Pflege, Sozialarbeit und Recht haben im Rahmen der Jahrestagung der ÖGKiM 2021 folgende Forderungen formuliert und richten einen dringenden Appell an die verantwortlichen Politiker*Innen.

Forderung 1: Kontinuierlicher Präsenzunterricht und Teilnahme an Freizeit- Kultur- und Sportaktivitäten spätestens ab 13.12.2021 ggf unter Einhaltung von 2 G +

Wiederholte Lockdowns erhöhen das Risiko für psychische Erkrankungen, Isolation, Selbstverletzung und Suizidalität sowie Gewalt, Missbrauch und Vernachlässigung massiv. Nur im persönlichen Kontakt können die Fähigkeiten und Stärken von Kinder und Jugendlichen gefördert, und die Sorgen und Nöte von ihnen erkannt werden.

In der Krise braucht es Struktur und Stabilität um gesund heranwachsen zu können. Distance Learning kann dies nicht ersetzen. Die Bedeutung der Schulen, Kindergärten, Betreuungseinrichtungen, Werkstätten, Universitäten und Freizeit-/Sportstätten beschränkt sich bei Weitem nicht nur auf Lernen und Testen, sondern dient vor allem der persönlichen Entwicklung und der psychischen Gesundheit. Hart getroffen hat es besonders die Studentinnen und Studenten, welche praktisch in den letzten 2 Jahren die Universitäten nicht von innen gesehen haben.

Die Einhaltung der Hygiene- und Schutzmaßnahmen sowie der regelmäßigen Covid-19 Testungen werden gut angenommen und akzeptiert, allerdings muss auch hier auf die Machbarkeit und Zumutbarkeit Rücksicht genommen werden. So zB. ist bei den Schutzmaßnahmen das Tragen der FFP2 Masken in Schulklassen für mehrere Stunden sehr belastend und ein Wechsel auf MNS Masken oder bei ausreichendem Abstand auch ohne Masken dürfte ausreichen.

Wir fordern einen kontinuierlichen Zugang zu Bildungs- und Freizeiteinrichtungen sowie einen adäquaten und sicheren Mittelweg hinsichtlich der Hygienekonzepte.

Forderung 2: Flächendeckende psychologische und psychotherapeutische Betreuung sowie Schulsozialarbeit an allen Schulen

Diese Forderung wurde selbst vom BM für Gesundheit und Soziales, Herrn Dr. Mückstein, gefordert.
Die Schule bietet den zentralen Ort, an dem wesentliche Entwicklungsaufgaben, die soziale Integration, das demokratische Verständnis und das Zusammenwirken höchst unterschiedlicher Kräfte erlernt und ausprobiert werden können. Die Lockdowns haben diesbezüglich zu einer dramatischen Reduktion der sozialen Begegnungsmöglichkeiten geführt.

Umso wichtiger ist es das Wohlergehen der Kinder und Jugendlichen im Fokus zu haben, dieses zu erheben und zu protokollieren, die Sorgen, Ängste, den Stress und Schuldgefühle wahrzunehmen und darauf zu achten, dass eine geordnete Tagesstruktur etabliert wird.

Ängste über eine ungewisse Zukunft mit weitreichenden wirtschaftlichen und sozioökonomischen Folgen müssen reduziert werden sowie beginnende krankheitswertige Symptome früh erkannt werden. Dies sind keine einfachen Aufgaben und können nicht alleine von den Lehrer*innen bewältigt werden.

Wir fordern die rasche Umsetzung der School Health Nurse in Bildungseinrichtungen, so wie bereits im Regierungsabkommen festgelegt. Die School (Health) Nurse ist täglich Vorort, leistet 1. Hilfe, unterstützt sowohl  chronisch kranke Kinder und deren Familien als auch das pädagogische Team. Zusätzlich gewährleistet sie einen sicheren Schulbetrieb besonders in Zeiten von Corona. Sie arbeitet eng mit allen Gesundheitsberufen zusammen.

Wir fordern interdisziplinäre Teams an Schulen und die flächendeckende und ferienunabhängige Unterstützung durch Psychologie, Psychotherapie und Sozialarbeit.

Forderung 3: Anpassung der Leistungsüberprüfung – Setze auf Stärken

Nach beinahe 2 Jahren Ausnahmezustand ist es nicht zielführend nur auf das Nachholen von Lernstoff und Überprüfung der Leistungen zu setzen. Die langen Zeiten im Lockdown unterbrochen von Hybridunterricht und kurzfristiger Präsenz muss aufgearbeitet werden, die Erwartungen müssen entsprechend der Situation und den Möglichkeiten der Schülerinnen und Schüler angepasst werden. Es müssen individuelle Lernziele ausgearbeitet werden, hier sollte auf die Stärken der einzelnen Schülerinnen und Schüler eingegangen werden, dies muss klar kommuniziert werden, um dies umsetzen zu können.

Wir fordern das Erarbeiten von individuellen Lernzielen um das Potential von Schülerinnen und Schülern ausschöpfen zu können ohne völlige Überforderung zu verursachen.

Forderung 4: Änderung des Bildungssystems

Die letzten beiden Jahre haben die Schwächen unseres Bildungssystems deutlich aufgezeigt.

Aufgabe der Schule muss es sein, auf Studium und Berufsleben vorzubereiten, nicht aber unseren Jugendlichen der sogenannten „Corona-Generation“ weitere Steine in den Weg zu legen. Kinder und Jugendliche sollen in ihren Begabungen gefördert und gestärkt werden, dieses Potential muss genutzt werden, denn dies kann sich als bahnbrechend im späteren Berufsleben erweisen.

Es drängt sich beispielswiese die Frage auf, ob man jenes breite Wissen, das die Schülerinnen und Schüler bereits in den Schuljahren davor in zahlreichen Prüfungen nachgewiesen haben neuerlich im Rahmen der Zentralmatura abprüfen muss oder ob man die Matura nutzt um den Schülerinnen und Schülern die Gelegenheit zu bieten, in den letzten 2 Schuljahren schwerpunktmäßig Spezialbereiche zu wählen und hier ihre individuellen Stärken und Fähigkeiten durch Projekte und praktische Arbeiten unter Beweis zu stellen.

Es ist an der Zeit unser Schulwesen zu analysieren, zu hinterfragen und ein modernes zeitgemäßes Bildungssystem einzuführen. Die WHO/UNICEF hat in diesem Jahr für die Einführung einer Health-promoting-School eine Implementierungsempfehlung publiziert.

Wir fordern die Health-promoting-School Policies so rasch wie möglich umzusetzen.

Zusammenfassung

Es braucht Solidarität für unsere junge Generation!

Wir müssen auf unsere Kinder, Jugendlichen und jungen Erwachsenen hören, sie in Entscheidungen, die sie betreffen, einbinden und ihnen vermitteln, dass ihre Bedürfnisse, ihre Entwicklung und ihre Zukunft ebenso im Mittelpunkt stehen, wie jene der Erwachsenen, Berufstätigen und Pensionist*innen.

Die Kinder und Jugendlichen sind unsere Zukunft, die wir als Gesellschaft brauchen. Sie alleine sind die Garantie für Entwicklung, Erfolg und Wohlstand in den kommenden Jahren. Alles was wir in unsere Kinder und Jugendlichen investieren, rechnet sich um ein Vielfaches.

Die Österreichische Gesellschaft für Kinderschutz Medizin (ÖGKiM), Vertretung der Österreichischen Kinderschutzgruppen

Präsidium:
Präsidentin: Univ. Prof.in Dr.in Susanne Greber-Platzer, MBA
Leiterin der Universitätsklinik für Kinder- und Jugendheilkunde, MedUni Wien
Leiterin der Klinischen Abteilung für Pädiatrische Pulmologie, Allergologie und Endokrinologie
Leiterin der Kinderschutzgruppe der Univ. Klinik für Kinder- und Jugendheilkunde
Leiterin der Forensischen Kinder- und Jugenduntersuchungsstelle (FOKUS)
Vizepräsidentin: Ass.-Prof.in Mag.a Dr.in Sabine Völkl-Kernstock
Klinische- und Gesundheitspsychologin, Psychotherapeutin, Universitätsklinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie, MedUni Wien
Vizepräsident: Prim. Dr. Simon Kargl
Primarius der Klinik für Kinder- und Jugendchirurgie am Kepler Universitätsklinikum Linz
Geschäftsführerin: Dr.in Maria Kletečka-Pulker
Geschäftsführerin und Wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für Ethik und Recht in der Medizin
Präsidiumsmitglied: Univ. Prof. Dr. Leonhard Thun-Hohenstein
Vorstand und Primararzt a.D.  der Universitätsklinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie, Paracelsus Medizinische Privatuniversität, SALK, Salzburg
Präsidiumsmitglied: DGKP Johanna Horn, MBA
Präsidentin des BKKÖ Berufsverband Kinderkrankenpflege Österreich
Präsidiumsmitglied: Mag.a (FH). Elisabeth Leeb, BA
Sozialarbeiterin am Klinikum Wels-Grieskirchen

Über die ÖGKiM

Die Österreichische Gesellschaft für Kinderschutz Medizin (ÖGKiM) ist die Dachorganisation der österreichischen Kinderschutzgruppen und sieht ihre zentrale Aufgabe darin, Gewalt und Unterdrückung von Kindern und Jugendlichen zu erkennen, zu bekämpfen und langfristig zu verhindern. www.oegkim.at

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